Artgerechtes Schlafen – Nähe statt Angst
Geborgenheit statt Einsamkeit: Dein Baby braucht Nähe, kein leeres Bett
In einer Zeit, in der viele Eltern von Empfehlungen und Vorschriften überwältigt werden, die oft mehr Angst machen als beruhigen, ist es umso wichtiger, sich bewusst zu machen, was wirklich für das Wohl des Babys am besten ist.
Ein Thema, das immer wieder kontrovers diskutiert wird, ist das Schlafen von Babys – insbesondere, ob das Baby im eigenen Bett schlafen sollte oder ob das sogenannte „Familienbett“ die bessere Option ist. Die Antwort liegt nicht in starren Regeln, sondern in einem natürlichen Ansatz: Artgerechtes Schlafen.
Babys brauchen Nähe – auch im Schlaf
Die Idee, Babys in den ersten Monaten ihres Lebens zu separieren und sie alleine im eigenen Zimmer schlafen zu lassen, ist ein Konzept, das in unserer modernen Gesellschaft weit verbreitet ist. Doch dies widerspricht der natürlichen Entwicklung des Babys. In der Tierwelt werden Babys niemals von ihren Müttern getrennt. Sie schlafen in unmittelbarer Nähe, erhalten Wärme, Sicherheit und Geborgenheit, um sich optimal zu entwickeln. Auch der Mensch, als soziales Säugetier, folgt diesem Prinzip der Nähe.
Studien und die Weisheit vieler Kulturen bestätigen: Nähe ist das Fundament für die gesunde Entwicklung von Babys.
Die biologische Bindung, die in den ersten Lebensmonaten geschaffen wird, ist entscheidend für das spätere Wohlbefinden und die gesunde emotionale Entwicklung. Ein Baby, das in der Nähe seiner Eltern schläft, fühlt sich sicher und geborgen. Dies fördert nicht nur das Vertrauen und die Bindung zwischen Eltern und Kind, sondern ist auch von enormer Bedeutung für die körperliche und geistige Entwicklung des Babys.
Familienbett oder Beistellbett – Nähe statt Separation
In den ersten Lebensmonaten ist es besonders wichtig, dass dein Baby Geborgenheit erfährt – so, wie es diese aus dem Mutterleib kennt. Dabei ist es essenziell, dass dein Baby nicht allein in einem separaten Raum schläft, sondern in unmittelbarer Nähe zu dir.
Ob im Beistellbettchen direkt neben deinem Bett oder im Familienbett: Beide Optionen bieten deinem Baby die Nähe, die es braucht, um sicher und geborgen zu schlafen.
- Das Beistellbettchen ermöglicht deinem Baby einen eigenen Bereich, während es gleichzeitig dicht bei dir ist.
- Das Familienbett bietet die intensivste Form der Nähe, da dein Baby direkt an deiner Seite schläft.
Wichtig ist, dass die Schlafumgebung für dein Baby sicher gestaltet wird – unabhängig davon, ob ihr euch für ein Beistellbett oder ein Familienbett entscheidet.
Sicherheitsregeln für das Schlafen im Familienbett oder Beistellbett
- Dein Baby sollte auf einer festen, atmungsaktiven Matratze schlafen.
- Vermeide Kissen, Decken oder Kuscheltiere im Schlafbereich.
- Ein Schlafsack ist die sicherste Wahl, um dein Baby vor Überhitzung zu schützen.
- Dein Baby sollte immer in Rückenlage schlafen, mit freiem Gesicht und Kopf, um eine optimale Luftzufuhr zu gewährleisten.
- Vermeide Alkohol, Drogen oder Medikamente: Wenn ein Elternteil unter deren Einfluss steht, sollte das Baby nicht im Familienbett schlafen.
- Passivrauchen erhöht das Risiko für SIDS signifikant – auch, wenn nicht im Schlafzimmer geraucht wird.
Das Schlafen im Elternzimmer stärkt nicht nur die Bindung zu deinem Baby, sondern gibt ihm auch die Geborgenheit, die es braucht, um entspannt zu schlafen. Es ist aus evolutionärer Sicht völlig natürlich, dass Babys die Nähe ihrer Eltern suchen – in der Tierwelt würden die Kleinen ihre Mutter niemals alleine lassen. Genauso wenig sollte dein Baby allein schlafen, bevor es mindestens ein Jahr alt ist.
Warum der Duft der Mutter so wichtig ist
Ein weiterer entscheidender Faktor für das Wohlbefinden deines Babys ist der Duft der Mutter. Das Baby hat in den neun Monaten der Schwangerschaft den Geruch der Mutter kennengelernt und fühlt sich mit diesem Duft sicher und geborgen. Diese enge Verbindung bleibt auch nach der Geburt bestehen. Der Duft der Mutter trägt dazu bei, dass sich das Baby entspannt, weniger weint und die Nähe zu seiner Mutter als beruhigend empfindet. Auch während des Schlafens trägt der Geruch der Mutter dazu bei, dass das Baby in den Schlaf findet und sich rundum sicher fühlt.
Studien zeigen: Nähe schützt
Es gibt viele Mythen rund um das Thema plötzlicher Kindstod (SIDS). Eine weit verbreitete Annahme ist, dass das gemeinsame Schlafen im Familienbett das Risiko für SIDS erhöhen kann. Doch zahlreiche Studien belegen das Gegenteil: Babys, die im Bett der Eltern schlafen, sind weitaus sicherer – vorausgesetzt, bestimmte Bedingungen werden eingehalten.
Eine weltweit beachtete Studie der Universität Bristol fand heraus, dass das Risiko von SIDS bei Babys, die im selben Zimmer wie ihre Eltern schlafen, um bis zu 50 % verringert ist. Die American Academy of Pediatrics (AAP) empfiehlt ebenfalls, dass Babys in den ersten 6 bis 12 Monaten im Zimmer der Eltern schlafen sollten, um das Risiko von SIDS zu minimieren. Sie betonen dabei, dass die Nähe der Eltern beruhigend wirkt und die Wahrscheinlichkeit, dass die Eltern auf Anzeichen von Atemproblemen oder anderen Gefahren reagieren können, deutlich erhöht wird.
Stillen im Familienbett trägt zusätzlich zur Sicherheit bei: Studien belegen, dass volles Stillen das Risiko für SIDS um bis zu 70 % senken kann. Auch das Vermeiden von künstlichen Schlafhilfen wie Schnullern sowie eine sichere Schlafumgebung spielen eine wichtige Rolle.
Keine Angst vor dem natürlichen Schlafverhalten
Es gibt viele Empfehlungen, die Eltern dazu ermutigen, ihre Babys „schnell“ an eine Schlafroutine zu gewöhnen – oft durch strenge Methoden wie die Ferber-Methode. Doch diese Ansätze beruhen auf der Annahme, dass Babys von Natur aus allein schlafen können, was wissenschaftlich widerlegt ist.
Babys haben von Natur aus unterschiedliche Schlafbedürfnisse. Sie müssen nicht „alleine“ schlafen lernen, sondern brauchen vor allem eins: Nähe und Geborgenheit.
Das Schreienlassen von Babys während des Schlafs kann zu einer erhöhten Ausschüttung von Stresshormonen führen, was langfristige Auswirkungen auf die emotionale Entwicklung und Bindung zwischen Eltern und Kind haben kann.
Professor James McKenna, Experte für die Schlafgewohnheiten von Babys, betont, dass der natürliche Schlafzyklus von Babys immer das Gefühl von Nähe und Sicherheit erfordert. Eltern sollten sich von starren Methoden lösen und auf die Bedürfnisse ihres Babys eingehen, um eine starke und vertrauensvolle Bindung zu fördern.
Angstfrei schlafen – für eine starke Mutter-Kind-Bindung
Das Ziel ist es, dir als Mutter die Angst zu nehmen und dir zu zeigen, dass ein sicher gestaltetes Familienbett nicht nur möglich, sondern auch wertvoll für die Bindung zu deinem Baby ist. In anderen Kulturen, in denen Babys traditionell bei den Eltern schlafen, sind die Raten von SIDS deutlich niedriger als in westlichen Ländern. Der Schlüssel liegt darin, die richtige Balance zwischen Nähe und Sicherheit zu finden.